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Pegida: Das Unbekannte nährt die Wut

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“Pegida”, was soll das denn bitte? Stimmt, es fiele leicht, den Zulauf zu den Patriotischen Europäern als Ausdruck kollektiver Verwirrung abzutun. Tatsächlich ist es unerklärlich, warum ein mehrfach vorbestrafter Koch, der sich auf der Flucht vor der deutschen Justiz nach Südafrika abgesetzt hatte, nach seiner Rückkehr gegen kriminelle Ausländer hetzt. Er war ja selber einer. Taugt ausgerechnet er als Retter des Abendlandes? Bestimmt nicht.

Freudig stimmen wir allerdings der Analyse zu, dass der Zorn auf Muslime gerade in Dresden oder Sachsen absurd sei. Dort gebe es ja kaum Ausländer. Aber hier hakt es. Denn diese Argumentation würde bedeuten, dass eine Bedrohung durch den Islam dort besonders hoch sei, wo viele seiner Anhänger leben. Tatsächlich erlebt, wer Muslime kennt, dass es sich um ganz normale Menschen handelt. Es gibt Liebenswerte, Fröhliche, Nachdenkliche – aber auch Arschlöcher.

Normalität macht keine Angst. Gerade das Unbekannte ist es, das für dumme Parolen wie  “Keine Sharia in Europa” oder “Alibaba und die 40 Dealer. Ausweisung sofort” benutzt werden kann. Je diffuser die Bedrohung, desto größer sind offenbar die Sorgen.

Woran von interessierter Seite seit vielen Jahren gearbeitet wird. Mit Parolen wie “Das Boot ist voll” traktieren uns Parteien seit den 80-er Jahren. Anfang der 90-er wurde uns suggeriert, eine Flut von Kriegsflüchtlingen vom Balkan würde alle Sozialsysteme sprengen. Und das mutmaßlich nur vernunft- und faktengesteuerte Magazin “Der Spiegel” brachte im Frühjahr 2007 folgende Titelgeschichte: “Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung.”

Das Feindbild Ausländer wird seit langem gepflegt. Und dies trifft nun auf ein verbreitetes Unbehagen. Arbeitnehmer erleben zum Beispiel, dass sie keine geschätzten Mitarbeiter mehr sind, sondern Teil des Humankapitals. “Wir hatten nichts zu tun und haben ein bisschen geplauscht.” Wer traut sich das noch zu sagen, denken – oder gar zu machen? Zugleich erfahren viele Menschen, dass ihre wirtschaftliche Zukunft ungewisser wird. Auch das speist dieses Gefühl, dass sich die Politik nicht richtig um die große Masse kümmert, während Fremden geholfen wird, sobald sie aus ihrer Heimat geflüchtet sind.

Und so bringt Pegida selbst mit absurd dummen Parolen auch so genannte Normalbürger auf die Straße. Harmlos macht das die Sache nicht. Denn Zukunftssorgen sind berechtigt. Bloß: Schuld daran sind nicht die Ausländer. Und die Islamisten schon gar nicht.

 


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